Umwelttag der psychologischen Fakultät 2009

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Auf Einladung der Universität nahm Scolaire teil am
Umwelttag der psychologischen Fakultät an der Universität Freiburg, Freitag, 4. Dezember 2009

    • Überblick
      • I. Vortrag von Prof. Dr. Andreas Ernst
        „Wandelt sich das Klima und der Mensch nicht?“
      • II. Postersession + Mittagspause
      • III. Workshops in Gruppen
      • IV. Präsentation der Ergebnisse der einzelnen Workshops
    • I) A. Ernst: „Wandelt sich das Klima und der Mensch nicht?
        • 1. Was macht den Wandel des menschlichen Verhaltens so schwer?
          • Umwelt ist ein komplexes System: dynamisch, intransparent, viele Einflussfaktoren, Verknüpfungen, Zusammenhänge
            → Der Mensch ist versucht solch komplexe Systeme zu vereinfachen, zu verdrängen und lokal und ich-bezogen zu denken: in sog. „kognitive Fallen“ zu geraten
          • Risikoeinschätzung: Der Mensch beurteilt Risiken nicht objektiv gemäß der mathematischen Definition: Risiko = Eintrittswahrscheinlichkeit x Kosten der Folge, sondern subjektiv: Die Risikoeinschätzung steigt mit der „Schrecklichkeit“ und der Unkenntnis der Folgen
          • Umweltverhalten als Dilemma: wenn ich egoistisch handele, dann:
            • gibt es einen Nutzen für mich und Kosten für alle → soziale Falle
            • der Nutzen ist sofort spürbar, die Kosten müssen erst später beglichen werden
              Zeitpräferenz: psychologische Abdiskontierung von Schäden (ich fange nicht in den Herbstferien für das Abitur im April zu lernen → „Schrecken“ erscheinen weniger schlimm, wenn sie nicht sofort oder in Kürze einzutreten drohen)
              → Zeitfalle
            • Der Nutzen ist hier, die Kosten entstehen zum Großteil woanders (in den Entwicklungsländern): NIMBY-Syndrom (Not-In-My-Backyard) → räuml. Falle
            • Die reichen Hauptverursacher können sich vor den Folgen des Klimawandels besser schützen, als die armen Entwicklungsländer
              → Sicherheits-/Vulnerabilitätsfalle

            Bequemlichkeit: Gewohnheitshandlungen sind unbewusst, kennzeichnen sich durch eine mühelose, häufige, wenn nicht permanente Durchführung, werden geprägt durch soziale Normen und Wertvorstellungen und sind auf Grund dieser Faktoren nur schwer wechselbar
            Ergebnisse:

            • 1, Der Mensch ist nicht für eine sich schnell wandelnde Welt gemacht
            • 2, Er ist ein „träges Gewohnheitstier“
              (wobei man Bequemlichkeit auch als Treiber für
              Fortschritt sehen kann)
        • 2. Der Wandel kommt doch
          • – Umgang mit den kognitiven Fallen: „Es ist nicht nötig alles genau zu wissen.
          • – Technische Entscheidungsunterstützung
            Gutes Entscheiden: Zusammenhänge bewusst machen und berücksichtigen
            Dies erfordert Transparenz und Sichtbarkeit der Konsequenzen, möglich durch

            • → Szenariotechniken: „Was ist wenn?“
            • → Verkürzung der Feedbackzyklen (Zeit bis Konsequenzen eintreten)
            • → Entscheidungsunterstützungssysteme:
              naturwissenschaftliche und gesellschaftliche Aspekte möglicher Entscheidungen
          • – Koevolution von Umwelt und Verhalten: beide aufeinander abgestimmt, voneinander abhängig (Umweltänderungen haben Einfluss auf unsere materielle, soziale und institutionelle Umgebung)
          • – „Libertarian Paternalism“: z.B. durch gezielte Arrangements der Umwelt Entscheidungen lenken
          • – Selbstkontrollstrategien: Prozesskontrolle, Checkliste …
          • – Öko-Design
            Erwarte, dass Fehler gemacht werden
            Komme den Menschen kognitiv entgegen
          • – Framing
            Positionierung des Achsenkreuzes (Bezugssystem) für das jeweilige Anspruchsniveau
            positiv fokussieren
          • – Sozialer Einfluss
            Grundidee: „Wir tun das gerne, was die anderen auch gerne tun.“
          • – Diffusion technischer und sozialer Innovationen nach dem gleichen Muster: schwacher – starker – schwacher Anstieg (Sättigung)
          • – Positive Merkmale sozialer Innovationen
            soziale Anreize:

            • Positives Image
            • Spitzenreiterfunktion
            • Modern
            • von lokalen Meinungsführern vorgemacht
            • Erprobbarkeit
            • Freiwilligkeit
            • Beispiel: iPhone

            Ergebnisse:

            • 1, Der Mensch IST für schnelle Reaktionen gebaut:
              er braucht sich nicht zu wandeln
              es reicht in Bewegung zu kommen
            • 2, Die Gesellschaft ist kein Monolith, sie ist beweglich, anpassungsfähig

       

      • 3. Aufgaben
        • – bislang mäßige Erfolgsbilanz:
          Strategien mit denen soziale Wesen versuchen ihr Dasein zu meistern
          Doppelte Geschwindigkeitsfrage
          Staatliche Normensetzung
          Behinderung durch Lobbyisten …
          Soziale „tipping points“ (Umkipppunte) setzen (negative wie positive)
        • – weltpolitischer Rahmen:
          „Instabile Multipolarität“
          Überforderung des Global-Governance-System
          → viele unterschiedliche Meinungen, Ausgangslagen, Ziele
          aber globaler Kompromiss nötig, „alle müssen mitmachen“
        • – Gefährdungen:
          immer mehr schwache und fragile Staaten
          Risiken für wirtschaftliche Entwicklungen
          Verteilungskonflikte (der Ressourcen, Folgen des Klimawandels)
          Gefährdung der Menschenrechte und der Legitimation einer Regierung, wenn Menschen um ihr Überleben kämpfen müssen
          Verstärkte Migration
          Überforderung klassischer Sicherheitspolitik vor diesen neuen Gefahren
    • II) Postersession + Mittagspause

      Hier war Scolaire mit einem eigenen Stand und dem in langer Arbeit erstellten und sorgfältig gestalteten DIN-A0 Plakat vertreten, um unter der Leitung von Herr Bohn mit der Hilfe von ca. 8 Schülern Werbung in eigener Sache zu machen und möglichst viele Vetos zu verkaufen. Leider hat das Hauptzielpublikum dieser Veranstaltung, Studenten der Psychologie, sowie der Forst- und Umweltwissenschaften, wenig Kapital und somit waren unsere Bemühungen von einem finanzielle Gesichtspunkt gesehen nicht von Erfolg gekrönt.
      Allerdings konnten wir uns mit Umweltorganisationen (wie z.B. Greenpeace und BUND) austauschen und uns über andere Umweltprojekte (z.B. das Energiesparprojekt an den Staudinger Gesamtschulen) informieren.

 

    • III. Workshops in GruppenIch stelle hier stellvertretend den Workshop von Prof. Gisela Böhm zum Thema „Klimawandel: Risikowahrnehmung und Verhalten“vor.
      • Charakterisierung des Klimawandels:
        komplexe kausale Struktur
        heterogene Akteure und Rollen
        geringe persönliche Betroffenheit (Verursachung + Konsequenzen)
        Multiple, divergierende Perspektiven und Gewichtungen der Risiken
        soziales Dilemma → moralische Bewertungen
      • Bewertung des Klimawandels:
        Der Klimawandel wird sehr viel mehr als allgemeine und globale, denn persönliche Bedrohung gesehen.
      • Risikobegriff:
        Für den Laien viel vielschichtiger als die mathematische Definition, auch persönliche Weltanschauungen und Moralvorstellungen beeinflussen die Risikowahrnehmung
        Beim Klimawandel werden Risiken woanders gesehen, wenige nehmen ihn als persönliches Risiko wahr. Die Entwicklungsländer erwarten, dass die Industrienationen den ersten Schritt tun, wären dann aber durchaus bereit auch ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
      • Verhalten und Entscheidungsfindung
        Beim Klimawandel haben individuelle Entscheidungen kollektive Konsequenzen.
        Es gibt zwei Faktoren, die die Entscheidungsfindung wesentlich beeinflussen:
        → die Auswirkungen/Risiken meines Handelns
        „Was passiert denn?“
        dieser Faktor wird durch zunehmende zeitliche Distanz zu den Auswirkungen abgewertet
        → die moralische Integrität meines Handelns
        „Ist das in Ordnung?“
        dieser Faktor ist weniger zeitabhängig
        Letztendlich sind immer Emotionen die Ursachen für Handlungen.
        Ohne Emotionen gäbe es keinen Grund sich zu entscheiden, damit keine Entscheidungen und schließlich auch kein Handeln.
        Bei Entscheidungen fokussieren wir meistens das „Hier und Jetzt“.
        Um klimafreundliche Entscheidungen zu bewirken, sollte man also die gewünschte Entscheidungsalternative mit positiven Emotionen besetzen:
        „Weil das so klasse ist, mache ich …“.
        Ohne wenn möglich den moralischen Faktor („Weltretter“) zu benutzen.
        Man muss den Leuten zeigen, dass klimafreundliches Verhalten in ihrem eigenen Interesse ist und ihnen auch im „Hier und Jetzt“ Vorteile bringt.

 

  • IV)Präsentation der Ergebnisse

    Im Plenum hat jeweils ein Mitglied der verschiedenen Gruppen die Ergebnisse, zu welchen diese gelangt sind vorgestellt. Fragen wurden entweder von dem Gruppenleiter beantwortet oder im Plenum diskutiert.

  • Fazit

    Diese Veranstaltung bat eine gute Möglichkeit sich über die psychologische Seite des Klimawandels zu informieren.
    Allerdings war unsere Werbung mit dem liebevoll gestalteten Plakat nicht sehr effektiv.

    Link für weitere Informationen: www.psychologie.uni-freiburg.de
    Dort finden sich u.a. alle Skripts zu den Workshops und ein paar Fotos.

    Dirk Lauinger

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