Es klingt paradox, doch obwohl hier in Deutschland alles versucht wird, um CO2 einzusparen, so „sparen“ wir doch kein Gramm Emissionen durch den Bau von Windparks oder Solaranlagen.
Für jede weitere Kilowattstunde Solarstrom in Deutschland darf in Osteuropa eine Kilowattstunde „dreckiger“ Strom aus Kohle produziert werden. Doch warum? In der Europäischen Union gibt es ein Gesetz, welches regelt, welches Land und Energiekonzern wie viel Kohlendioxid in die Atmosphäre blasen darf. So bekommt jeder Stromkonzern, auch badenova in Freiburg, sogenannte Emissionspapiere, welche jedoch teilweise auch an der Strombörse in Leipzig frei gehandelt werden. Und genau darin liegt das Problem: Der Preis für diese Papiere liegt zur Zeit sehr tief, da die EU-Kommission am Beginn der gemeinsamen EU-Klimabestimmungen mehr Berechtigungen zum CO2-Ausstoß als wirklich benötigt ausgegeben hatte. So sank der Preis für die Papiere stark.
Durch den Neubau von Solaranlagen oder Windräder und der damit verbundenen Einspeisung ins Netz der Stromversorger verkaufen die Stromkonzerne die nicht mehr benötigten Emissionspapiere an Konzerne, welche noch zusätzliche brauchen. Zum Beispiel an Besitzer von wenig effizienten und völlig veralteten Kohlekraftwerken in Osteuropa. Diese können die CO2-Ausstoßberechtigungen für wenig Geld, aufgrund von überangebot, erwerben.
So hilft der Ausbau von erneuerbaren Energien in Deutschland im Prinzip den osteuropäischen Stromkonzernen, ihre Kraftwerke weiter betreiben zu können. Je länger der Solarboom hier anhalten wird, desto mehr profitieren davon die Kraftwerksbesitzer in Osteuropa. Und dies ist doch nicht etwa der Sinn der Emissionspapiere und der Bemühungen, den CO2-Ausstoß zu senken. Oder?
Tonio Ihling, TSMP – 2011-03-19